Coaching ist im Trend und die Masse an Coaches, aus denen man wählen kann, ist groß. Ziemlich groß ist wahrscheinlich auch die Zahl an unseriösen Anbietern, die viel versprechen und am Ende aber keinen Erfolg und Mehrwert bringen. Auf dem Coaching-Markt kann sich tummeln wer will, denn Coaching ist kein reglementierter Beruf, wie z.B. Finanzbuchhalter*in, Arzt oder Rechtsanwältin.
Umso schwieriger ist es für den Laien dann auch, einen qualifizierten und für das eigene Anliegen passenden Coach zu finden. Sowohl in der Vorauswahl als auch später im Coaching selbst gibt es allerdings einige Kriterien, die dem Coaching-Laien bei der Auswahl weiterhelfen können.
Doch woran erkenne ich einen professionellen und seriösen Coach in der Vorauswahl?
Am Vorgespräch
Professionelle Coaches nehmen sich in einem – oftmals auch kostenlosen – Vorgespräch die Zeit, den Klienten und sein Anliegen kennenzulernen. Der Coach kann so für sich herausfinden, ob er die richtige Person für das Anliegen ist. Und der potenzielle Klient kann herausfinden, ob die Chemie stimmt und er sich vorstellen kann, sich dem Coach zu öffnen. Wenn der Klient beim Coach kein gutes Gefühl hat, dann ist es ratsam dem Gefühl zu folgen und weiter nach einem passenden Coach zu suchen. Ein Coach muss übrigens nicht jedes Klienten-Anliegen auch schon einmal selbst durchlebt haben. Du gehst ja auch nicht nur zu dem Arzt, der jede Deiner Krankheiten auch schon einmal hatte. Allerdings macht es schon Sinn, nach einem Coach zu suchen, der ggf. auf Dein Anliegen spezialisiert ist, wie z.B. Umorientierung in der Karrierelaufbahn, für alleinerziehende Mütter oder wie bei mir für nebenberuflich Selbstständige und die, die es werden möchten.
Am Preis
Ein professioneller und seriöser Coach hat seinen Preis. Die Preise für Coaching variieren sehr. Wenn man sich das Einzel-Coaching anschaut, haben diverse Preis-Erhebungen ergeben, dass Coachings für Privatpersonen im Durchschnitt bei ca. 130 EUR pro Zeitstunde liegen. Natürlich gibt es auch immer Ausreißer nach unten und nach oben sind ja bekanntlich sowieso keine Grenzen gesetzt.
Denk auch immer daran, dass Coaching nicht für einen längeren Zeitraum angelegt ist, wie z.B. eine Psychotherapie. Je nach Art des Anliegens und der gefühlten Schwierigkeitsstufe auf Seiten des Klienten kann das Anliegen in drei bis zehn Sitzungen in der Regel gelöst werden. Vorausgesetzt der Klient setzt die Erkenntnisse des Coachings auch im Alltag um. Wenn Du mit dem Preis haderst, stelle Dir einfach einmal folgende Fragen:
- Was ist der Preis, den ich zahle, wenn ich mein Problem weiterhin behalte?
- Was kostet mich das Problem in zehn Jahren, wenn ich mich jetzt nicht coachen lasse?
- Was gewinne ich langfristig in meinem Leben alles dazu, wenn ich jetzt 500,00 EUR in das Coaching investiere?
- Welchen Wert in Euro gebe ich dem langfristigen Gewinn in meinem Leben, den ich durch das Coaching habe?
- Und wenn Du den Gewinn durch und den Invest in das Coaching miteinander verrechnest, ist es dann eine Gewinn- oder eine Verlustrechnung?
An der Ausbildung
Viele professionelle Coaches haben nicht gerade wenig Geld in eine professionelle Coaching-Ausbildung in einem renommierten Institut bezahlt. In solchen Instituten, wie z.B. der Calumis Akademie, Rauen Coaching oder V.I.E.L. Coaching findet neben der reinen Wissensvermittlung ein sehr starker Praxisbezug statt. Dies ist äußerst wichtig, denn Coaching ist nichts, was man nur in der Theorie lernen kann. In solch intensiven Ausbildungen lernt der angehende Coach die Art des Fragens und die Tools auch immer am eigenen Leib kennen und weiß um deren Wirkung. Meiner Meinung nach ist Coaching kein Beruf, den man per online Seminar oder Fernkurs erfolgreich erlernen kann.
Am Verbandszertifikat
Hieran lässt sich ein gewisser Qualitätsstandard festmachen, denn die Zertifizierung durch einen Verband ist nicht günstig. Zudem ist sie für den Coach mit einem nicht zu unterschätzenden Aufwand verbunden. Eine Zertifizierung wird durch den Coach intensiv vorbereitet: durch Schreiben von Hausarbeiten, Einreichen von Coaching-Sitzungen und nicht zu vergessen, einer Prüfung, oftmals in Form eines Live-Coachings vor einer Prüfungskommission. Die Tatsache, dass der Coach für diesen Prozess viel Geld bezahlt hat, gibt keine Erfolgsgarantie für das Bestehen der Prüfung, d.h. das Zertifikat wird nicht einfach nur erkauft.
Am fehlenden Erfolgsversprechen
Ich kann mir Dein ungläubiges Gesicht beim Lesen des letzten Satzes gerade sehr gut vorstellen. Ein professioneller Coach macht jeden Klienten darauf aufmerksam, dass der Klient selbst für den Erfolg des Prozesses verantwortlich ist. Der Coach ist verantwortlich für die Prozesssteuerung, aber nicht dafür, dass der Klient sein Ziel erreicht oder sein Anliegen löst. Dafür ist der Klient selbst verantwortlich, indem er die im Coaching gewonnen Erkenntnisse durch neue Denk- und Handlungsmuster im Alltag umsetzt. Mir persönlich sind Coaches, die mit Power-Posen Erfolg in 30 Tagen versprechen, extrem suspekt.
Und was macht ein professioneller Coach nun ganz konkret im Coaching?
Ein professioneller Coach klärt Dein Ziel mit Dir
Und zwar am Anfang des Coaching-Prozesses. Der römische Philosoph Seneca hat ganz richtig erkannt: „Wer den Hafen nicht kennt, in den er segeln will, für den ist kein Wind der richtige.“ Und genauso ist es auch im Coaching. Wenn gar nicht klar ist, was Du erreichen möchtest, was anders sein soll, wenn Du das Ziel erreicht hast und wofür es überhaupt wichtig ist, das Ziel zu erreichen, dann wird nur an der Oberfläche rumgedoktert und der Erfolg ist fraglich.
Ein professioneller Coach erkennt Deine aktuelle Lage an
Die Dinge sind wie sie sind. Punkt. Dies erkennt der Coach wertungsfrei an. Für alles was der Klient macht und denkt bzw. nicht macht oder nicht denkt, hat er einen guten Grund, denn sonst würde er sich ja anders verhalten oder denken. Gerade Dinge oder Themen, die die im „normalen“ Leben nicht erlaubt sind, weil man „so etwas nicht macht oder sagt“ oder Tabu-Themen sind, dürfen und sollen im Coaching ausgesprochen werden.
Ein professioneller Coach stellt Fragen
Aufgabe des Coaches ist es, den Klienten auf dem Weg zum Ziel zu steuern. Dies macht er vor allem durch Fragen. Gerade am Anfang ist die Art der Fragen für Coaching-Neulinge ungewohnt, da die Fragen eines Coaches sich von denen des besten Freundes oder der besten Freundin stark unterscheiden. Die Fragen können kreativ und verrückt anmuten, aber sie sind vor allem eines nämlich lösungsorientiert.
Ein professioneller Coach hört aktiv zu
Der Coach hört nicht nur zu, sondern wiederholt, das was er vom Klienten gehört hat. Oftmals kommen dem Klienten erst durch das Wiederholen Dinge richtig in das Bewusstsein. Zudem wiederholt der Coach auch Dinge, die ihm wichtig erscheinen z.B. als Lösungskriterien, Lösungsansätzen oder neuen Denkansätzen. Darüber hinaus lernt der Klient durch das Wiederholen, seine Gefühle zu verbalisieren. Wenn der größte Redeanteil in einem Coaching beim Coach liegt, dann läuft etwas schief.
Ein professioneller Coach kann schweigen
Und zwar ziemlich lange. Das ist wichtig, damit Du auch ausreichend Zeit hast, über die Frage des Coaches in Ruhe nachzudenken. Im Coaching gibt es kein richtig oder falsch bei der Beantwortung der Fragen des Coaches. Wichtig ist, dass Du tief in Dich reinhorchst und die Frage Dir selbst ehrlich beantwortest.
Ein professioneller Coach unterbricht Dich
Das macht er allerdings liebevoll und mit Respekt. Aufgabe des Coaches ist es, Dich zu strukturieren und auf dem Weg zum Ziel im Rahmen der Hilfe zur Selbsthilfe zur Seite zu stehen. Daher ist es auch wichtig, dass er wichtige Punkte heraushört und Dich unterbricht, und Dich einlädt, das Thema näher zu beleuchten. Zudem neigen wir dazu, eher über das Problem zu reden als über die Lösung und auch daher unterbricht ein Coach, um das Gespräch wieder auf das Lösungsbild zu fokussieren.
Ein professioneller Coach provoziert Dich auch mal
Insbesondere dann, wenn er feststellt, dass Du Dir mit Deinen Denk- oder Verhaltensweisen selbst im Weg stehst oder Dich selbst sabotierst. Wir Coaches nennen das „Liebesvolles Karikieren des Weltbildes des Klienten“. Dies geschieht immer auf Augenhöhe und mit einer Portion Humor und dient dazu, den Klienten auf dem Weg zur Lösung einen echten Schritt weiterzubringen.
Ein professioneller Coach fordert ein
Sprich er lässt Dich nicht vom Haken. Gerade wenn der Klient an einem Knackpunkt bzw. bei einem Thema angekommen ist, über das er lieber nicht sprechen möchte, bleibt der Coach dran. Denn genau hier liegt oftmals des Pudels Kern verborgen. Und solange der Klient sich an das Thema nicht herantraut, ist der Schritt zur Lösung vielleicht auch nicht erreichbar.
Ein professioneller Coach stellt Dir nützliche Aufgaben
Und zwar nicht im Sinne von Hausausgaben à la „Bis zur nächsten Sitzung haben Sie Ihren Chef 5x freundlich gegrüßt“, sondern im Sinne der Transfersicherung. Der Coach unterstützt Dich dabei, die im Coaching gewonnen Erkenntnisse im Rahmen erster kleiner Schritte im Alltagsleben umzusetzen.
Ich hoffe dieser Überblick konnte Dir ein paar Anregungen zur Auswahl eines für Dich passenden Coaches geben.
Welche positiven oder negativen Erfahrungen hast Du mit Coaches gemacht? Ich bin gespannt auf Deine Erfahrung!
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